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099 Kontist – Vom Unternehmer für Unternehmer – Interview mit Chris Plantener

Chris Plantener ist durch und durch Selbstständiger und Unternehmer. Sein aktuelles Startup „Kontist“ ist Ausdruck dieser Leidenschaft: Mit dem Anfang 2016 gegründeten Unternehmen bietet er in Deutschland das erste Konto an, das speziell auf die Bedürfnisse von Selbstständigen zugeschnitten ist. Die Selbstständigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch Chris’ Leben: Der 42-Jährige hat vor vielen Jahren als Webdesigner angefangen, war zwischenzeitlich Barkeeper in seiner eigenen Cocktailbar in Berlin und anschließend Berater für Online-Marketing. Insgesamt hat Chris acht Firmen gegründet und war zudem vier Jahre als Mentor beim Startupbootcamp tätig. Kontist ist aus Chris’ Erfahrungen als Selbstständiger im Kontakt mit Banken entstanden – nicht nur, dass es keine eigenständige Kontomodelle für diese immer wichtig werdende Kundengruppe gibt. Er sah sich auch mangelnder Wertschätzung, nicht eingeräumter Kreditlinien und einem allgemeinem Unverständnis für die Besonderheiten selbstständigen Arbeitens entgegengesetzt. Für Chris war klar: Hier gibt es große Potentiale, die darauf warten, umgesetzt zu werden. Und so verfolgt er mit Kontist zwei große Ziele, die seinen eigenen Erfahrungen als Selbstständigem entspringen: Maximale Übersichtlichkeit bei den Finanzen und eine spürbare Reduzierung des finanzorganisatorischen Arbeitsaufwands.

Dein Pitch

Ich glaube daran, dass Selbständige die gleiche Unterstützung wie Angestellte verdienen. bislang wurden ihnen nicht die Banking-Tools und -Dienstleistungen zur Verfügung gestellt, damit sie in ihrer Selbständigkeit – wo das Einkommen volatil, Steuern komplizierter und das Ausgabenmanagement sehr aufwendig sind – erfolgreich zu sein. Das ändern wir mit Kontist. Kontist ist nicht nur ein Geschäftskonto für Selbstständige, sondern bietet auch Real-Time Steuereinschätzung und automatisierte Steuerrücklagen und die Integration mit mittlerweile zwei Buchhaltungs-Tools. Mit Kontist wollen wir das leistungsstärkste Banking-Tool für Selbstständige anbieten.

Womit und wie verdienst Du Dein Geld?

Das Geschäftskonto von Kontist ist bislang kostenfrei – die Frage nach unserem Business Modell bekommen wir deshalb oft gestellt. Zur Zeit ergeben sich unsere Einnahmen aus der jährlichen Gebühr für die physische Kontist Mastercard, sowie aus den Gebühren, die wir vom Händler erhalten, wenn die Karte zum Bezahlen genutzt wird. In unserem Marketing würde ich gleich drei Geheimwaffen identifizieren. Zum einen hat Content einen sehr hohen Stellenwert bei uns. Wir haben schon früh mit gutem Content angefangen und hatten bereits einen Artikel pro Tag; schon ein Jahr bevor wir überhaupt live gegangen sind. Und das hat sich gelohnt, denn dementsprechend guten SEO Traffic haben wir heute. Zum anderen setzen wir auf ein authentisches Branding und haben dafür eine starke Marke mit Illustrationen im Retro Stil der 20er Jahre entwickelt. Mit diesem unique Branding möchten wir uns von herkömmlichen Banken und anderen Playern deutlich absetzen. Die letzte Wunderwaffe ist für mich die Community. Schon meine Masterarbeit habe ich damals über Community Building am Beispiel der Ringrocker bei dem Festival Rock am Ring geschrieben. Den Community-Gedanken habe ich all die Jahre mit mir rumgetragen und dann bei Kontist wieder aufgreifen können. Dieses Jahr haben wir die Kontist Union, eine online und offline Community für Selbstständige, gegründet.

Wie wichtig ist für Dich Geld? / Macht Geld glücklich?

Glück hat mit Geld nichts zu tun, das möchte ich so erst einmal festhalten. Aber natürlich stimmt es, dass man sich weniger Sorgen machen muss, wenn man genügend Geld zur Verfügung hat und weniger Sorgen wiederum zu einem anderen Lebensgefühl führen. Gleichzeitig führt ein steigender Lebensstandard aber auch dazu, dass man meist immer mehr Geld benötigt. Und diese Spirale und der damit verbundenen Druck macht nicht gerade glücklich. Der Stellenwert, den Geld in meinem Leben hat, orientiert sich deshalb auch stark an meiner jeweiligen Lebenssituation. So hat mich beim Aufbau der acht Firmen, die ich mittlerweile gegründet habe, meine Frau zwei Jahre lang finanziell unterstützt, ohne, dass das für mich ein Problem gewesen wäre. Heute bin ich Vater von vier Kindern und trage damit eine ganz andere Art von Verantwortung. Geld und finanzielle Stabilität haben deswegen für mich deutlich an Bedeutung gewonnen; denn Kinder großziehen in Deutschland muss man sich leisten können. Dass Geld den Charakter verändert, kann sein, doch glaube ich, dass diese Veränderung nicht immer ins Negative erfolgen muss.

Was war Dein schlimmster Moment als Investor?

Mein schlimmster Moment als Investor stammt wohl aus meiner Zeit als Coach für das Startupbootcamp in Kopenhagen. Eines der ersten Unternehmen, die ich dort gecoacht habe, waren zwei Jungs aus Litauen, die Kundenprofile anhand von Social Media Daten angereichert haben. Die Jungs haben mich schlichtweg begeistert. Also habe ich selber investiert und zusätzlich noch einen befreundeten Investor überzeugt, ebenfalls zu investieren. Ein schlimmer Fehler, denn eine Woche nachdem das Geld überwiesen war, hat sich der CTO aus dem Staub gemacht und die Firma ging den Bach runter. Ich habe aus dieser Erfahrung nicht nur viel gelernt, sondern auch weitaus mehr daraus mitgenommen: Mit dem Gründer und CEO des Unternehmens bin ich bis heute gut befreundet. Obwohl mein Geld weg war, hat er mich später bei vielen weiteren Projekten unterstützt und meinen damaligen Verlust somit mehr als wettgemacht.

Wie hast Du es geschafft, Deine Leidenschaft zu finden?

Als meine große Leidenschaft würde ich die Selbstständigkeit betiteln. Bereits vor meinen ersten eigenen beruflichen Erfahrungen hatte ich in meinem Vater ein Vorbild, das mit den Wert der beruflichen Selbstständigkeit verdeutlicht hat. Seitdem hat mich die Selbstständigkeit während meines gesamten beruflichen Werdegangs begleitet. Für mich bedeutet Selbstständigkeit Selbstbestimmtheit und die Fähigkeit, sein Leben eigenständig und ohne feste Vorgaben gestalten zu können. Das Gefühl meinen Traum zu verwirklichen, nach mehr als 15 Jahren Selbstständigkeit endlich unabhängig von den Banken, die uns nie verstanden haben, zu sein – das treibt mich an.

Wie triffst Du Entscheidungen?

Bei Entscheidungen vertraue ich definitiv auf mein Bauchgefühl. Ich würde auch sagen, dass mich die vielen Jahre, die ich in Dänemark gelebt habe stark in meiner Entscheidungsfindung beeinflusst haben und ich skandinavisch-konsensorientiert bin. Wenn ich vor einem Problem stehe, versuche ich deswegen das Problem aus möglichst vielen unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und frage mich zunächst, ob man das Problem nicht erstmal in Teilprobleme zerlegen kann, um so zu einem Lösungsweg zu kommen. Grundsätzlich glaube ich auch daran, dass, egal um welches Problem oder um welche Entscheidung es geht: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Wie bekommst Du Deinen „inneren Schweinehund“ in den Griff?

Seit der Uni bin ich ein Mann der letzten Minute.Das funktioniert für mich. Das bedeutet dann zwar, dass ich die ganze Nacht an etwas sitze, aber so kriege ich meine Aufgaben immer erledigt. Ich setze zeitgleich auf die Nutzung von smarten Tools um die anfallende Arbeit erträglicher und schneller zu machen – dafür ist die Buchhaltung ein gutes Beispiel.

Verabschiedung

Mehr Infos über Kontist findet ihr unter: https://kontist.com

Kontaktdaten des Interviewpartners

Kontist
Christopher Plantener
Torstraße 177
10115 Berlin
press (at) kontist (punkt) com

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